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Unter Null. So fühlte es sich an im Berliner Olympiastadion. Da wo selbst Wärmepflaster versagen. Apropos: die ersten 60 Minuten des Spiels versagte beim BVB mal wieder all das, was ihn bis zum Sommer ausgezeichnet hat: Passspiel, Aufbau, Gegenpressing, Offensive als Ganzes, etc.

Aber offenbar ist das sowohl vielen Anhängern, als auch vor allem der BVB-Presse völlig egal. Denn sie haben ja ein wichtigeres Thema gefunden: Wo trainiert Aubameyang? Welchen Scherz hat er gemacht? Was hat er angedeutet?

Schon werden die ganz großen Kaliber gezogen und von „Eklat“ oder „Skandal“ geschrieben – und Aubameyang wird zum verbalen Freiwild, wird öffentlich von Journalisten beleidigt und beschimpft. Es wird behauptet, er handele wie Dembele (Streik) – und gleichzeitig kritisiert, er trainiere in einer Soccerhalle.

Fakt ist: ohne Aubameyang ist der BVB noch schlechter, als mit ihm. Er will offenbar weg und das ist natürlich ärgerlich und für mich als Schwarzgelben auch verletzend.

Nur geht er nicht zu Bayern – wie der feine Herr Hummels (Wo war da eigentlich der Presse-Aufstand?) und stärkt damit die vermeintliche Konkurrenz. Zum anderen muss man ja auch mal ehrlich fragen: Was hat der BVB seit dem Sommer denn eigentlich Spielern der Qualität von Aubameyang oder Dembele zu bieten? Peter Bosz? Peter Stöger? Vielleicht wäre Dembele auch unter Tuchel gegangen – vermutlich war aber der Umgang mit Tuchel das, was ihn in Rekordzeit vom Hof gejagt hat.

Der BVB setzt sich gerade im grauen Mittelmaß fest. Die Leistungen sind seit Monaten besorgniserregend. Und diese Sorge macht mich übrigens nicht zum „Erfolgsfan“. Gehörte ich zu dieser Kategorie, würde ich mir wohl kaum Woche für Woche freiwillig ansehen, wie Andre Schürrle versucht einen Pass zu erlaufen. Schon gar nicht bei Temperaturen unter Null.

 

Natürlich könnte es sein, dass Thomas Tuchel eigentlich ein gestörter Typ oder zumindest Misanthrop ist. So wie es ein Großteil der BVB-Berichterstatter und Herr Watzke erzählen. Nun werden anonyme Stimmen aus dem so genannten Umfeld (oder teilweise sogar der Mannschaft) zitiert, die ganz plötzlich andeuten, der Trainer habe ja Defizite im Umgang mit Menschen und „beileibe nicht alle aus der Mannschaft folgen ihm“…. Aha, Trainer-Abgesangs-Rhetorik, Lesson 1.

Gerade nach dem Bombenanschlag auf die Mannschaft (nicht „den Mannschaftsbus“!), gewann man doch einen anderen Eindruck von Thomas Tuchel. Ganz im Gegensatz übrigens zu Herrn Watzke – dessen Äußerungen deutlich weniger menschlich und sensibel klangen, als die von Thomas Tuchel.

Aber nun gut. Vielleicht alles nur Show – so wie ein SZ-Reporter und einige andere nun berichten. Nebenbei bemerkt: Derselbe SZ-Reporter, der sich doch ziemlich sicher war, dass es „die BVB-Ultras“ waren – das mit dem Anschlag auf die Mannschaft. Aber fair enough: das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Er kann natürlich bei der einen Sache unrecht haben, bei der anderen trotzdem im Recht sein. Zumindest scheint er aber kein Problem mit der Verbreitung ungewöhnlicher Thesen zu haben, die andere diffamieren. Aber so lange es als Kommentar gekennzeichnet ist, ist das wohl seine Sache. (Und nur um das klarzustellen: den rechtsradikalen Teil der BVB-Ultras muss man natürlich bekämpfen – aber 1. ein Großteil der Ultras ist das nicht und 2. kann ich ihnen deshalb nicht einfach einen Mordanschlag auf die Mannschaft andichten)

Nehmen wir also an, Watzke versucht Tuchels Abschied vorzubereiten und bekommt dabei – ob gewollt oder ungewollt – Unterstützung durch die BVB-Presse, also jene Journalisten, die auch weiterhin beim BVB ein und ausgehen wollen.

Tuchel macht einen guten Job

Wie gesagt: kann sein, dass Tuchel ein „schwieriger Typ“ ist. Das Gerücht war vor Amtsantritt bekannt und er hat sich in seiner BVB-Zeit dahingehend unglaublich entwickelt (vgl. öffentliches Auftreten zu Mainzer Zeit). Von Watzke sagt man hingegen, dass er ein ziemlich asozialer Chef sein soll. So zumindest „anonyme Stimmen“ aus der BVB-Geschäftsstelle. Für mich steht fest, dass Thomas Tuchel (hingegen meiner persönlicher Erwartung) den BVB nach dem sportlich-schlimmen letzten Klopp-Jahr sehr positiv weiterentwickelt hat. Ich mochte weder die Aussortierung von Großkreutz, noch von Kuba. Aber das hatte – muss man ja leider eingestehen – sportlich nachvollziehbare Gründe (anders als die Verpflichtung von Schürrle und Götze….). Ich empfand es allerdings auch als wiederum menschlich in Ordnung, dass Tuchel Klartext spricht, wenn es um Hummels und Co. geht. Und damit meine ich gar nicht das Pokalfinale, sondern Tuchels Aussage, Hummels habe sich den Unmut der Fans nach seinem Bayern-Verrat selbst zuzuschreiben. Mag sein, dass da auch die persönliche Enttäuschung als Trainer aus ihm sprach – in jedem Fall war er der einzige, der den Fans aus der Seele sprach und nicht mit Verständnis-Rhetorik  a la „Aus familiären Gründen nachvollziehbar“ oder gar „will halt Titel gewinnen“ daher kam.

Das Grundproblem sind nicht die Reporter, sondern der Hausherr.

Aber ich will jetzt auch nicht in so eine eklige „Lügenpresse“- Rhetorik verfallen. Vermutlich bleibt den Reportern nichts anderes übrig. Entweder du willst beim BVB über den BVB schreiben, dann spielst du nach den Regeln des Hausherren. Oder du bleibst halt objektiv und kritisch, aber dann halt außen vor. Von der letzten Sorte gibts für meinen Geschmack zu wenige. Aber das Grundproblem sind definitiv nicht die Reporter, sondern der „Hausherr“. Watzke ist vom Schlag Rummenige (K.-H.). Und ja, mag sein, dass Watzke uns damals vor dem wirtschaftlichen Aus gerettet hat. Und ja, danach ist auch einiges gut gelaufen (nicht sofort…. vgl. Röber, Jürgen und Doll, Thomas). Aber will man denn deshalb den nächsten Feldherren nach Dr. Lügenbaum akzeptieren?

Ich weiß nicht, ob Thomas Tuchel ein feiner Kerl ist. Ich weiß nur eins: Watzke ist es nicht. 

Unbestritten handelt es sich bei den Kollegen Mor und Dembele um zwei unfassbar gute Fußballer. Die haben jeweils so viel Talent wie der Rest der Truppe in Summe, möchte man sagen. Deshalb werden sie auch ungewöhnlich hart vom Gegner attackiert – wer lässt sich schon gern schwindelig spielen und vorführen?! Nun formiert sich aber in Dortmund trotzdem ein Trüppchen, um den beiden Supertalenten den Stempel „schwierig“ aufzudrücken. „Die haben sich nicht im Griff“, „die müssen noch viel lernen“, etc. Grund dafür ist ausgerechnet die völlig unberechtigte Rote Karte gegen Emre Mor im Hertha-Spiel.

Beim Betrachten der Fernsehbilder war diese Szene dem Gegenspieler selbst so peinlich, dass er sich für seine Schauspiel-Einlage entschuldigte und betonte, dies sei defintiiv keine roten Karte gewesen. Punkt. Aus. Eigentlich Thema beendet. Aber nicht für RN-Reporter Matthias Dersch und Co. Der haute über Twitter direkt nach Spielende erstmal einen raus:

„Dass bald mal vom Platz fliegen würde, hatte sich schon in den vergangenen Wochen angedeutet. Er muss noch viel lernen.“

Puh. Wirklich?! Wo hatte sich das jetzt angedeutet, dass Emre Mor durch eine Schwalbe des Gegners vom Platz fliegt? Wie kann sich so etwas überhaupt „andeuten“? Klar, was Matthias Dersch meint: Emre Mor ist halt so ein Typ, der sich nicht im Griff hat. Weil er viel meckert und sich schnell aufregt. Und noch mal: Wirklich?! Das ist doch nicht mehr und nicht weniger als ein Image, das man dem 19-jährigen (!) jetzt öffentlich anheftet. Und im Übrigen wird gleich im selben Atemzug erwähnt, dass dasselbe auch für Dembele gelte. Puh! Spätestens jetzt wird es gefährlich. Denn hier bedient man sich Klischees und Stereotypen vom „unzivilisierten“ Talenten. Das meint RN-Reporter Dersch nicht rassistisch, aber zum einen kippt es schnell in die Ecke – zum anderen ist es auch ohne Rassismus ein dummes Klischee, das beide Spieler beleidigt.

Denn über Twitter fanden sich gleich zahlreiche Anhänger dieser pauschalen Kritik an Mor und Dembele. Man war sich schnell einig, dass die „sich ein Beispiel an Pulisic und Passlack“ nehmen sollten. Wirklich?! Auch hier wird zwei jungen Spieler gleich mal ein Image verpasst, ob es ihnen passt oder nicht: die Musterschüler. Das ist ungefähr so sympathisch wie Klassenbester oder Lehrerliebling. Dann doch lieber „der hat sich nicht im Griff“. Denn das ist mir als Fan auch deutlich lieber: Spieler mit Emotion. Spieler, die ausrasten für ihre Mannschaft, ihren Verein und den Sieg. Diese Musterschüler-Problematik ist ja leider nicht neu. Es werden immer mehr glatte, regelkonforme, ja brave Profis gefordert. Und wer da nicht reinpasst (vgl. Großkreutz, Kevin) wird vom Hof gejagt. Ich glaube nicht an den Musterprofi ala Mats Hummels und Co. Ich will die Frank Mills und Marcio Amorosos sehen – ich will mich aufregen und ich will, dass sich die Spieler aufregen. Ich will keine gelackmeierte Fußballwelt voller Ja-und-Amen-Profis.

Und das Image, das nun (ausgerechnet von BVB-Anhängern und BVB-Reportern) Mor und Dembele angeheftet wird, das schadet am Ende nur dem BVB. Oder wird in Zukunft noch ein Schiedsrichter fair mit Mor oder Dembele umgehen?! Nein, die kriegen jetzt – vgl. Möller, Andreas – ein Image, durch das sie es bei Schiedsrichtern doppelt schwer haben.
Klassischer Bärendienst, den Dersch und Co. da dem BVB geleistet haben.

Lasst die Jungs so wie sie sind: Riesenfußballer mit ganz viel Gefühl – im Fuß und im Herz.

Zick. Zack. Bumm. So ungefähr sieht das „neue“ Spiel von Borussia Dortmund aus. Direktpassspiel, Schnelligkeit, Torgefahr. Und das alles angetrieben von einem starken Spielgestalter mit der Rückennummer 10. Klingt schon ein bisschen komisch und vor allem sehr neu. Aber spätestens wenn man sich bewusst macht, dass über dieser Rückennummer die Buchstabenkombination M-k-h-i-t-a-r-y-a-n steht, sollte man sich kneifen, aufwecken oder schlicht in eine vermeintliche Realität zurückholen lassen.

Henrykh Mkhitaryan? Diese traurige Unglücksgestalt, die der BVB vor 2 Jahren für unglaubliche und völlig ungerechtfertigte 27,5 Millionen Euro vom ostukrainischen Oligarchen-Club Schachtar Donezk auslöste?! Dieses personifizierte Unvermögen, der wie kein zweiter beispielhaft für den sportlichen Niedergang der Borussia in der Spielzeit 2014/2015 stand? Der Henrykh Mkhitaryan, der in den vergangenen Spielzeiten jeden Ball zwar elegant annahm, ihn aber sofort vertändelte oder ins Seitenaus verstolperte? Der Henrykh Mkhitaryan, der sein Talent vor allem dazu nutzte, bereits im Tor gefühlte Bälle doch noch zu verballern? Der Henrykh Mkhitaryan, dessen „Leistungen“ man derart verfluchte, dass man kurz vor einer Selbstanzeige bei Amnesty International stand? Der Henrykh Mkhitaryan, der so melancholisch über den Platz strich, dass man sich zumindest sicher war, dass seine Selbsteinschätzung relativ realistisch sein musste? Dieser Henrykh Mkhitaryan?!

Also, raus mit der Sprache, BVB: Wo ist Henrykh Mkhitaryan? Was habt Ihr mit dem gemacht? Oder wer war der Typ, der 2 Jahre lang sein Trikot getragen hat? Und warum musste das sein?! War das alles ein abgesprochenes Spiel zwischen Tuchel und Henrykh Mkhitaryan? „Lass zwei Jahre deinen talentfreien Doppelgänger spielen und dann muss Klopp gehen…“?

Ich habe Angst. Angst, dass man spätestens in zwei Jahren den echten (oder eben den Doppelgänger) Henrykh Mkhitaryan mit Betonfüßen aus dem Phoenix-See zieht (Danke für diese Analyse, Dr. Kai). Und dann kommt die Dortmunder Kripo auf meinen Blog, findet erst diesen Artikel und dann meine nicht ganz unkritischen Anmerkungen zu Henrykh Mkhitaryan (oder seinem Doppelgänger) aus der vergangenen Spielzeit.

Na, toll.

Jürgen Klopp lehnte völlig zurecht Mario Mandzukic aufgrund starker charakterlicher Defizite ab. Solche Leute dürfen nicht in schwarzgelb auflaufen, egal, ob sie 15, 20 oder 30 Tore pro Saison machen. Und genau so muss es auch mit den anderen Ex-Bayern-Söldnern sein. Ob sie nun Shaqiri, Luiz Gustavo oder Anatoli Timoschtschuk heißenDas ist nicht Borussia Dortmund.

Ich kann mich nur an eine Zeit erinnern, als der BVB aus Verzweiflung seelenlose Söldner verpflichtete: da hatten wir dann alle viel Spaß mit Barbarez, Salou, Icke Häßler und Co. Seit Jahren (seit ca. 7 Jahren) tut der BVB wirklich sehr gut daran, bei seinen Transfers genau darauf zu achten: keine abgenutzten Ex-Stars, keine vermeintlich große Namen – viel mehr tatsächliche Talente mit unaussprechlichen Namen. Zumindest im Fall Aubameyang ist das ja auch gut gegangen.

Und SPORTLICH macht die Shaqiri-Debatte sowieso keinen Sinn. Warum sollten wir einen holen, der es weder bei Bayern noch bei Inter geschafft hat?! Was wollen wir mit Shaqiri? Spieler, die sich überambitioniert festdribbeln, haben wir schon genug. Wir brauchen sowohl Kuba als auch Kevin. Sportlich wie charakterlich.

Mal ehrlich, liebe Erfolgsfans: Wenn es Euch nur darum geht, dass der BVB – egal wie – wieder an Volkswagen vorbeikommt und dann halt 10 statt 20 Punkte hinter Bayern steht – dann geht doch lieber gleich zu Bayern. Bei Borussia Dortmund geht’s um was anderes.

Denn das ganze Ding ist halt emotional. Davon lebt das hier. Einen BVB ohne Emotion, ohne Tradition – will ich mir gar nicht vorstellen.

Unter uns: Fußball auf Sport1 zu sehen, ist schon etwas erniedrigend. Es fühlt sich einfach sehr zweitklassig an. Doch während ich mich noch selbst auslache und zur Vernunft rufe, weil ich mir für einen Moment eine Sky-Übertragung wünschte, sehe ich auch schon die Aufstellung, mit der Thomas Tuchel unser Hinspiel gegen Österreich bestreiten will.

Aha. Oho! Eigentlich überrascht mich nur Hofmann. Auf Bürki und Weigl hatte ich nach der Vorbereitung gesetzt. Doch Hofmann? Den halte ich weiter für überschätzt. Ja, der sorgt für Unruhe. Hat aber auch die Fehlpassquote eines Henrikh Mkhitaryans. Und dieses ständige Ballvertändeln und Chancenvergeben macht einen halt beim Zusehen wahnsinniger als die Spieler, die man so gut wie gar nicht sieht. Ist vielleicht unfair, ist aber so.

Natürlich macht Hofmann dann das erste Tor. Und damit leider auch das letzte. Obwohl in Halbzeit 1 mal wieder Chancen für 5 Tore da sind. Wir spielen gefällig. Gerade Gündogan und Weigl fallen positiv auf.

In der zweiten Hälfte wirds dann immer schlechter. Und zwar so schlecht, dass der Wolfsberger AC nicht anders kann, als ins Spiel zu finden. Einziges Highlight in Halbzeit 2: der beste Flitzer aller Zeiten. Völlig unbeachtet von allen, erbarmt sich Kevin Kampl den BVB-Fan freundlichst vom Platz zu geleiten. Wo er keineswegs von wütenden und aggressiven Ordnern in Empfang genommen wird, sondern völlig verdattertert an der Seitenlinie steht und sich fast Hilfe- bzw. Ärger-suchend umblickt. Zwar steht ein Ösi-Ordner direkt in der Nähe, aber der guckt mindestens genau so intelligent aus der Wäsche. Ziemlich wahrscheinlich, dass das sein erster Flitzer war – vielleicht sogar sein erstes Fußballspiel.

Unschön am Rande ist die Kampagne gegen Kevin Großkreutz. Ich finde das ziemlich armselig. Wird gefragt, wie es um seine Vertragsverlängerung steht, antwortet vermutlich wahrheitsgemäß, dass seit Wochen keiner mit ihm gesprochen hat – wie so oft sicher nicht die aller-schlauste Lösung, aber sicher auch nichts, weshalb man ihm vom Hof jagen müsste.

Unabhängig davon scheint mir der Kader tatsächlich deutlich zu groß. Ich hätte da aber durchaus noch andere Kandidaten als ausgerechnet Kevin Großkreutz. Hofmann hat zumindest noch viel Verbesserungsbedarf, bevor er für die Stammelf taugt. Auch wenn Shinji gestern nach Einwechslung wirklich ganz schwach war, wäre er momentan noch meine erste Wahl (ich weiß, dass die nicht 1zu1 dieselbe Position spielen). Was mögliche Abgänge angeht, bleibt es spannend. Nicht unmöglich, dass es neben Großkreutz noch weitere gute Jungs trifft. Schade eigentlich, dass man mit 28,5-Millionen-Ablöse im Rücken 2 grottige Spielzeiten hinlegen darf und weiterhin als „Spielmacher“ gefeiert wird – andere kommen für Umme aus Ahlen, gewinnen 2 Meisterschaften und den Pokal – und werden am Ende so behandelt.

Nein, Roman Weidenfeller ist sicher nicht so „clever“ wie Mats Hummels. Und: ja, er stammt aus derselben Torwart-Schmiede wie Tim Wiese. Sein Musikgeschmack ist sicher nicht besser als der von Jürgen Klopp (Helene-Fischer-Ultra). Und trotzalledem war er 13 Jahre lang echter Borusse – und die meisten davon als verdiente und außergewöhnlich sichere Nr.1. Seine über die Medien forcierte Ausbootung ist nun eine erschreckend undankbare und peinliche Nummer des Vereins.

Und komischweise hat diese Art der Torwart-Verabschiedung in Dortmund Tradition. Zumindest der Abschied von Champions-League-Sieger Stefan Klos warf nun auch ein alles andere als positives Licht auf den BVB. Immerhin ist der mittlerweile Kassenwart beim BVB.

Sportlich macht das alles Sinn – da bin ich mir sicher. Der neue Roman (Bürki) ist bestimmt ein super Transfer und Mitch bleibt eine gute Nr.2. Aber warum geht das mit dem alten Roman nicht sauberer? Der hat sich doch tatsächlich nicht viel weniger um den Verein verdient gemacht als beispielsweise Sebastian Kehl.

Traditionsverein zu sein, bedeutet nicht nur von den guten alten Zeiten zu schwärmen und diese Fahne hoch zu halten. Zu einer guten Tradition gehört es auch respektvoll mit denen umzugehen, die für diese Erfolge gesorgt haben.

Und so schwach auch das eine oder andere Spiel von Weidenfeller in der abgelaufenen Saison gewesen sein mag: mit einem Neven Subotic (für mich der größte Risikofaktor der gesamten Saison) wird verlängert, plötzlich stehen selbst die (eigentlich selbstverständlichen) Abgänge von Jojic, Immobile und Ramos nicht mehr fest. Und Mkhitaryan macht für 27,5 Millionen Euro Ablöse in zwei Jahren 3 gute und 4 durchschnittliche Spiele – und ist plötzlich wieder Hoffnungsträger. Verstehe das wer will. Immerhin hat sich diese arrogante und hässliche Anti-Großkreutz-Stimmung etwas gelegt. Wobei die natürlich hauptsächlich vom satten, allzeit-meckernden Schönwetter-Publikum kam – vom Verein aber irgendwie hingenommen wurde.

Für mich ist der Umgang mit Roman Weidenfeller der Höhepunkt dieses neuen schlechten Stils – vor allem durch arrogante Erfolgsfans und Medien. Wir lachen alle über die Blauen und den HSV – weil das peinliche Chaos-Vereine sind, wo der schlechte und unglückliche Stil regiert. Beim BVB ist das grundsätzlich anders. Niemand weiß so recht, wie die Trainer-Ablösung zu Stande kam – was überhaupt beim BVB hinter den Kulissen los ist. Gut so! Denn dezenter und respektvoller Umgang mit dem Personal gehört zu einem guten Stil. Bitte auch, wenn eine verdiente Nr. 1 nach 13 Jahren abgelöst wird.

Nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Ich habe weder gedacht, dass us-amerikanische Drohnen in die Twin-Tower geflogen sind, noch glaube ich daran, dass Elvis, John Lennon oder Erwin Kostedde noch leben.

Doch, wer sich schon länger als 30 Minuten mit dem Fußball und der Bundesliga im Speziellen auseinandersetzt, wird ja gerade noch 1 und 1 zusammenzählen können. Und dann ist zumindest sehr naheliegend, was nicht sein darf, aber so kommen wird: Klopp wird Trainer des FC Bayern.

Und das ist nicht erst klar, seit er es selbst propagiert (unpassenderweise direkt vor seinem letzten Heimspiel im Westfalenstadion) und niemand auch nur halbherzig dementiert (es wird maximal noch ‚ein wenig Respekt‘ für den Noch-Amtsinhaber Pep eingefordert). Warum denn „ein halbes Jahr Pause“? Na, weil wie Klopp selbst sagt, der Wechsel „jetzt sofort nicht möglich ist“. Danke für das halbe Jahr Umgewöhnung! Vermutlich werden daraus schnell 3 Monate.

So sehr hat die armen Bauern das Double und die vernichtende Pokalendspiel-Vorstellung von 2012 getroffen, dass sie ihren Plan allzu konsequent durchziehen: erst das dicke Kopfhörerkind, dann der Salon-Pole und halt auch der Vater/Architekt, das Herz des Ganzen: Jürgen Klopp. Das Unvorstellbare. War einst wohl auch noch das „Finale Dahoam“, das ihrer grenzenlosen Wut den Rest gegeben hat. Obwohl wir ja streng genommen, nix dafür konnten, dass „die Bayern keine Elfmeter schießen können“. Weder 2012, noch 2015.

Wie sind die Bayern damals vorgegangen? Das war ja noch, bevor Hoeneß in den Knast gewandert ist. Also haben sich der Uli, der Kalle und die anderen Symphaten zusammengesetzt und sich was überlegt. Und sind erstmal auf die grandiose Idee gekommen, jemanden zu verpflichten, der noch mehr Hass auf den BVB hatte als sie selbst. Einen Fachmann, was das angeht.

So wurde Matthias Sammer am 1.7.2012 damals relativ überraschend für uns, die naive Außenwelt, Sportvorstand beim FC Bayern. Ein Job, den es bislang nicht gab und den bis heute keiner braucht. Niemand kann sagen, was Matthias Sammer beim FC Bayern macht.

Warum hasst Ex-BVB-Spieler Sammer den BVB so? Weil er Best-Buddy von Dr.Lügenbaum ist und es offenbar nicht verstehen kann, warum jemand, der den Verein ruiniert hat, nun nicht mehr vom BVB gehuldigt wird.

Nun hatte man es also geschafft, nicht nur einen absoluten BVB-Hasser an Board zu holen – nein, auch das schier Unmögliche noch dazu: jemanden, der mindestens eine genau so sympathische Außenwirkung hat wie Rummenigge selbst. Kurios.

Der Rest ist bekannt: der Götze-Wechsel (und wann er bekannt gegeben wurde!); der Lewandoski-Wechsel (man holt mal eben Europas (damals) besten Stürmer für Umme vom größten Konkurrenten) war sicher sportlich hundert Mal schlimmer für den BVB als der Götze-Verlust, das ewige Rumgegrabe an Reus und nun auch noch Gündogan (viel Spaß beiderseits!).

Mit Jürgen Klopp geht dann aber diese Tortur keineswegs zu Ende. Denkbar ist ja durchaus, dass ihm ein Hummels, ein Reus und watt-weiß-ich-wer-noch folgen.

Ironischerweise könnte jetzt ausgerechnet Sammer selbst der letzte Stein sein, der noch zwischen Klopp und den Bayern aus dem Weg geräumt werden muss. Zu deutlich hat Klopp einst gesagt, was er von Sammer und dessen Anteil am Bayern-Erfolg hält. Kaum vorstellbar, dass die dann gemeinsam…. ne, eigentlich leider doch vorstellbar. Und selbst wenn nicht: den „Verlust“ ihres „Sport-Vorstandes“ würden die Bayern gerade noch verkraften.

Wenn Evil-Mattes und die schmierigen Steuerhinterzieher konsequent sind, verkünden sie die Klopp-Verpflichtung noch diese Woche – direkt vor dem Pokalendspiel. Vielleicht ist es ihnen aber zu egal (das Spiel) und sie warten auf das nächste direkte Aufeinandertreffen. Kommende Saison, wenn der neue Tuchel-BVB VOR den Bayern steht.

(Pause)

Ich frag mich nur, warum reißt sich Klopp hier sieben Jahre lang den Arsch auf, um es dann mit selbigem mal eben wieder einzureißen?! Oder glaubt er, dass ihm diesen Schritt irgendwann ein einziger echter Dortmunder verzeihen können wird?! Guck doch mal unter H wie Hitzfeld nach. Der ist auch kein Dortmunder Held. Trotz Champions-League und 2 Meisterschaften. Weil er eben mit seinem Kotzbrocken-Co zu den Bayern gegangen ist. Ist halt (wie immer) die Frage, was einem mehr wert ist: die paar „sicheren“ Titel und die paar Millionen Euro mehr – oder dieser schwarz-gelbe Wahnsinn?! Für uns ist die Frage rhetorisch. Für die Klopps, Hitzfelds, Lewandowskis dieser Welt leider auch.

PS: Ja, wenn das alles nicht stimmt… dann werde ich mich wieder entschuldigen müssen. Wenn es nicht stimmt. Dann ist ja alles gut.  

Nun wird also mit uns Schluss gemacht. Wir werden verlassen. Und umso näher der Tag des Abschieds rückt, umso mehr fühlt es sich genau so an: Verlassen werden. Seit Jahren glücklich verheiratet, wusste man gar nicht mehr wie das ist. Plötzlich ist man wieder 15 Jahre alt und die Welt bricht zusammen.

Als Teenager war es so, dass man dann möglichst emotionale Musik meiden sollte, weil sie die Gefühle nur noch befeuerte. So ist jetzt auch. Und morgen wird es so sein, man wird versucht sein, sich an seine Beine zu werfen und sich fest zu klammern. Geh nicht! Gib uns noch eine Chance! Es wird alles wieder gut.

Bringt alles nichts. Das Westfalenstadion wird sich nie wieder so leer anfühlen wie am Abend des 23. Mai 2015.

Ich kann allen nur erneut den deutlich besten Text zum Thema empfehlen, der alles sagt, was einem wie ein dicker Kloß im Hals steckt: Micky Beisenherz „Scheiss auf Freunde bleiben!“

1. Mitch hält gegen das dicke Kopfhörer-Kind.
(Das erste Mal feuchte Augen an diesem Abend.)

2. Mitch haut Lewa um.
(War überfällig.)

3. Ausrutscher Lahm.
(Und plötzlich spürt man: Das ist – verdammt noch mal – unserer Abend!)

4. Ausrutscher Alonso.
(Hier ist mein Pullover beim Vor-Freude-über-den-Kopf-ziehen gerissen.)

5. Der 16 Minuten Robben.
(Besser hätte es nach dem großen Tam-Tam bei der Einwechslung nicht laufen können.)

6. Auba macht den Ausgleich.
(So überrascht, irritiert, fast geschockt.)

7. Kehls Interview nach dem Spiel.
(Doch, gegen diesen Gegner darf man nachtreten.)

8. Neuer schießt gegen die Latte.
(Als hätte der Fußballgott gedacht: „Alles oder nichts. Ich geb noch mal Gas.“)

9. Klopp spurtet an Pep vorbei.
(Das Gesicht von Pep. Wie in einem Sketch.)

10. Alles noch mal angucken.
(Immer wieder. Immer wieder.)